Hohe Arbeitsanforderungen und mangelnde Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung für Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege
Neu erschienene Publikation „Hohe Anforderungen, wenig Ressourcen: Arbeitszeiten in der Alten- und Krankenpflege“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Datum 25.06.2021
Pflegekräfte sind mit besonderen Belastungen konfrontiert und dass nicht erst seit der SARS-CoV-2 Epidemie. Hierbei ist insbesondere die Arbeitszeit ein wichtiger Faktor für die Sicherheit und Gesundheit der Pflegenden.
Um die arbeitszeitlichen Anforderungen in Pflegeberufen aufzudecken, werden auf Basis der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2019 die Alten- und Krankenpflegekräfte mit Beschäftigten in anderen Berufen verglichen.
Mit Blick auf die Arbeitszeiten zeigt sich, dass über die Hälfte der Beschäftigten in der Alten- (57 %) und Krankenpflege (59 %) regelmäßig zu atypischen Zeiten vor 7 Uhr oder nach 19 Uhr arbeitet. Vor allem arbeiten große Teile der Pflegekräfte (87 % bzw. 85 %) auch regelmäßig am Wochenende. Ein Großteil der Beschäftigten in der Krankenpflege (61 %), aber auch in der Altenpflege (37 %) arbeitet nachts. Im Vergleich dazu arbeiten Beschäftigte in anderen Berufen deutlich seltener zu atypischen Zeiten (19 %) oder an Wochenenden (38 %) oder nachts (18 %). Weiterhin leisten Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege häufiger Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaft. Der Frauenanteil in Pflegeberufen liegt bei 81 % in der Altenpflege und bei 82 % in der Krankenpflege. Die durchschnittlich geringere vertragliche Wochenarbeitszeit liegt bei 32 bzw. 33 Stunden, was auf die höheren Teilzeitquoten in der Alten- (55 %) und Krankenpflege (50 %) gegenüber anderen Erwerbstätigen zurückzuführen ist. Weiterhin erleben Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege deutlich häufiger verkürzte Ruhezeiten, d.h. weniger als elf Stunden Ruhezeiten zwischen zwei Arbeitstagen.
Für die Beschäftigten der Alten- und Krankenpflege ergeben sich nur in geringem Maß Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeiten. Nur 15 % der Beschäftigten in der Krankenpflege und 8 % der Beschäftigten in der Altenpflege können (sehr) viel Einfluss auf ihren Arbeitsbeginn und ihr Arbeitsende nehmen, während der Anteil bei anderen Beschäftigten bei 46 % liegt. Auch mit Blick auf den Zeitpunkt der Pausen ergibt sich für Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege nicht viel Spielraum. Mehr als die Hälfte aller Krankenpflegekräfte und fast zwei Drittel der Altenpflegekräfte können kaum Einfluss darauf nehmen.
Insgesamt sind Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege weniger flexibel, was die Gestaltung ihrer Arbeitszeiten betrifft. Dadurch fehlt ihnen eine wichtige Ressource, um mit den hohen physischen und psychischen Anforderungen ihres Berufs umzugehen. Damit die Beschäftigten sowohl berufliche als auch private Anforderungen besser bewältigen können, sollten verlässliche Arbeitszeiten eingeführt werden.