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Interaktionsspezifische Belastungen in der Pflege – Reger Austausch beim 3. Pflegekolloquium

Datum 07.07.2021

Bei der 3. Veranstaltung des Kolloquiums „Interaktionsarbeit in der Pflege“ lag der inhaltliche Schwerpunkt auf dem Thema „Interaktionsspezifische Belastungen in der Pflege“. Die inhaltliche Gestaltung übernahm dieses Mal Jonas Wehrmann (BAuA-InWiGe) und präsentierte den Teilnehmenden die Forschungsergebnisse seiner Masterarbeit zu diesem Thema.

Dass der demographische Wandel in naher Zukunft zu einer steigenden Anzahl von pflegebedürftigen Menschen führen wird, welche dann möglicherweise nicht mehr ausreichend versorgt werden können, steht außer Frage. Grund dafür ist der aktuelle Fachkräftemangel und die zunehmende Zahl an Pflegekräften, die aus gesundheitlichen Gründen, insbesondere wegen psychischer und psychosomatischer Krankheitsbilder, vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden. Als Ursachen für den frühzeitigen Austritt aus dem Beruf lassen sich neben den körperlichen Belastungen auch hohe psychische Belastungen identifizieren.

In diesem Zusammenhang kommt der Interaktionsarbeit eine besondere Bedeutung zu, denn sie ist einerseits zentraler Faktor für den Erfolg und die Qualität der Pflege und andererseits können die durch die Interaktion zwischen Pflegekraft und Patienten entstehenden Belastungen zu langfristigen Fehlbeanspruchungen der Pflegenden führen. Doch mit Blick auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz zeigt sich, dass dieser die durch Interaktionsarbeit entstehenden Belastungen bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen weitestgehend ausklammert. Dabei kommt doch gerade diesem eine bedeutende Rolle zu, damit die besonderen Anforderungen aus der Arbeit an und mit Menschen in der Pflege besser bewältigt werden können.

Diese besonderen Anforderungen hat Jonas Wehrmann (BAuA) in seiner Studie in Kooperation mit der Universität Kassel stärker in den Blick genommen. Das Ziel der Untersuchung war es, Belastungsfaktoren aus der Interaktion mit Patienten und Angehörigen systematisch zu erfassen, um diese dann zu bewerten und daraus präventive Maßnahmen zur Reduzierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen ableiten zu können. Die Ergebnisse der entwickelten „Interaktionsarbeitskala“, die die besonderen zwischenmenschlichen Anforderungen des Pflegeberufs erfasst, zeigen auf, dass die Bandbreite an Belastungen, die sich für Pflegende durch ihre Arbeit ergeben sehr vielfältig ist. Sie erleben nicht nur den Zeitdruck, die Bezahlung oder die körperlichen Anforderungen als Belastungen. Vielmehr gehen mit dem Beruf auch hohe emotionale Anforderungen einher, denn die Beschäftigten werden täglich mit dem Verhalten und dem Schicksal der PatientInnen konfrontiert und müssen darüber hinaus als Ansprechpartner für die Angehörigen fungieren. Weiterhin erleben es Pflegekräfte als belastend nicht hinreichend Zeit für Wünsche und Bedürfnisse von PatientInnen zu finden. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass psychischen Gefährdungsbeurteilungen ein höherer Stellenwert beigemessen werden sollte und langfristig präventive Maßnahmen notwendig sind, damit Pflegekräfte ihren Beruf lange gesund ausüben können.

Im Anschluss an den Vortrag diskutierten die Teilnehmenden die Ergebnisse gemeinsam im Plenum und es wurde ein kurzer Ausblick auf die nächste Veranstaltung gegeben. Dazu werden die Verbundprojekte PARCURA und UMDIA in Zusammenarbeit mit den Mitinitiatoren des Memorandums "Arbeit und Technik 4.0 in der professionellen Pflege" einen Vortrag zur Organisation von Partizipation in der Pflege vorbereiten. InWiGe freut sich schon auf die nächste Veranstaltung mit Ihnen!

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