Anti-Effizienzlogiken: Reflexiv-nachhaltige Perspektiven auf Interaktionsarbeit am Beispiel Pflege (AnEffLo)
Mit den Mitteln der Technik: Die Pflege der Zukunft menschlich gestalten |
Wie können digitale Anwendungen und Roboter bei der menschengerechten Gestaltung von Pflege von Vorteil sein? In diesem Projekt werden Ansätze entwickelt und erprobt, die den ganzen Menschen in den Blick nehmen und so ein Gegenmodell zur reinen Effizienzlogik entwerfen.
Projektüberblick
Förderbekanntmachung: |
Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen | |
Laufzeit: |
01.04.2020 bis 31.03.2023 | |
Schlagworte: |
Anti-Effizienzlogiken, polychrome Nachhaltigkeit, institutionelle Reflexivität, weiche Faktoren, digitale Unterstützung der Interaktion | |
Anwendungsfelder: |
Ambulante und stationäre Pflege | |
Selbsteinschätzung des Projekts in zentralen Dimensionen:
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Kontakt: |
Dr. Anil K. Jain Zeppelin Universität Friedrichshafen Lehrstuhl für Sozioökonomik Am Seemooser Horn 20, D-88045 Friedrichshafen Tel.: +49-(0)179-8180522 | |
Weblink: |
Projektspezifikation
Projektabstract
Der anhaltende Wandel der Arbeitswelt durch Automatisierung und Digitalisierung betrifft in zunehmendem Maße die Arbeit an und mit Menschen, insbesondere den Pflegesektor. Einseitiges Effizienzdenken, das auch diesen Prozess häufig dominiert, führt jedoch in vielen Fällen dazu, dass die Bedürfnisse der Klienten und Pflegekräfte zu kurz kommen. Aus diesem Grund wollen wir die Anwendung von »Anti-Effizienzlogiken«, die Gegengewichte zum einseitigen Effizienzdenken darstellen, auch mit den Mitteln moderner Technologien fördern. Darunter lassen sich Logiken verstehen, die Affekte, Beziehungsqualität und weitere »weiche« Faktoren berücksichtigen, wie beispielsweise die Stimmung von Pflegebedürftigen oder die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte.
Ansätze dazu bieten die drei verschiedenen Konzepte, die im Forschungsprojekt AnEffLo verfolgt werden: Mit institutioneller Reflexivität etwa werden systematisch routinierte Abläufe und Tätigkeiten hinterfragt. Das Konzept der polychromen Nachhaltigkeit berücksichtigt insbesondere Gesundheitsaspekte im Arbeitsbereich. Das patientenzentrierte Gesundheitsmanagement rückt die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt. Diese Konzepte sollen durch speziell entwickelte technische Lösungen für den Bereich der Pflege anwendbar gemacht werden: ein reflexiv-nachhaltiges Personaleinsatzplanungssystem, das auch weiche Faktoren, wie gegenseitige Sympathie und »Gestimmtheit« berücksichtigt (die per App erfasst werden) sowie ein Software-Tool, das dabei hilft, Entscheidungsalternativen zu erkennen und zu priorisieren.
Verständnis von Interaktionsarbeit
Wir verstehen Interaktionsarbeit primär als Mensch-Mensch-Interaktion, die wir durch digitale Technologien unterstützen/verbessern wollen. Im Verlauf des Projekts hat sich unser Fokus von der Konzentration auf die Interaktion zwischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen auf die Ebene der Team-Interaktionen erweitert, da sie nicht nur großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Pflegekräfte hat, sondern auch die Qualität der Pflegedienstleistung/Pflegeinteraktion stark beeinflusst.
Projektziel
Ziel des Projektes AnEffLo ist es, die Zufriedenheit von Pflegekräften und PatientInnen zu erhöhen, die organisationale Innovationsfähigkeit zu stärken sowie eine nachhaltigere und gesundheitsförderliche Arbeit im Pflegesektor sicherzustellen.
Ausgangslage bzw. Motivation zum Projekt
Der (von uns wahrgenommenen) Dominanz einseitiger Effizienzlogik wollen wir mit innovativen technischen Lösungen entgegentreten, die »Anti-Effizenzlogiken« stärken.
Forschungsgegenstand
Einseitiges Effizienzdenken führt dazu, dass die Bedürfnisse der Klienten und Pflegekräfte häufig zu kurz kommen. Entsprechend ging es bei AnEffLo primär darum, die Zufriedenheit sowohl der Pflegebedürftigen wie der Pflegekräfte zu steigern, aber auch die Qualität sowie die Gesundheit (auch der Pflegekräfte) zu verbessern, um die Nachhaltigkeit der Arbeit zu sichern. Das bedeutete auch, das (reflexive) Bewusstsein für die Relevanz »weicher« Faktoren auf der Führungsebene und speziell im Kontext der Personaleinsatzplanung zu erhöhen.
Forschungsfragen
- Was ist die (soziale und affektive) Auswirkung der technischen Substitution/Überformung von Pflegeinteraktionen?
- Wie können speziell Vertrauen und Zufriedenheit bei Pflegebedürftigen und Pflegekräften durch den Einsatz von Technologien verstärkt werden?
- Wie können nachhaltige Arbeitsbedingungen und Vertrauensverhältnisse geschaffen werden?
- Wie kann Pflege reflexiv organisiert werden, so dass die Autonomie und Möglichkeitsräume aller Beteiligten sowie das Sozialkapital der Gesellschaft insgesamt gesteigert werden können?
- Wie werden die technischen Innovationen von den Nutzern angenommen? Welche Kontextbedingungen sind förderlich oder hinderlich für die Nutzung?
Forschungsdesign und -methodik
Technische Entwicklung, Szenario-Analysen und Evaluation mit Methodenmix aus qualitativen und quantitativen Methoden in mehreren Wellen.
Projektkonsortium
Projektkoordinator | ||
Zeppelin Universität Friedrichshafen, Lehrstuhl für Sozioökonomik | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Wissenschaftspartner | Branche: Wissenschaft | Standort (Hauptsitz): Friedrichshafen |
Aufgabe im Projekt: Verbundkoordination, Forschung mit Fokus auf Nachhaltigkeit der Arbeit und Nutzung reflexiver Potenziale im Pflegekontext, qualitative Empirie | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: Der Lehrstuhl verfügt über ein ausgeprägtes Profil im Bereich der Sozio-Ökonomik, der Organisations- und Arbeitsforschung, der Innovationsforschung sowie der Nachhaltigkeitsforschung, der sich auch das angeschlossene »European Center for Sustainability Research« widmet. Verbindendes Element dabei ist die Reflexivitäts-Perspektive und der Fokus auf »polychrome Nachhaltigkeit«. | ||
Projektpartner | ||
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Bereich für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Wissenschaftspartner | Branche: Wissenschaft | Standort (Hauptsitz): Freiburg |
Aufgabe im Projekt: Forschung mit Fokus auf gesundheitspsychologische und -soziologische Aspekte, Affekt- und Beziehungslogiken, Usability, quantitative Empirie | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: Mirjam Körner ist Psychologin und Betriebswirtin und arbeitet als Arbeitsgruppenleiterin in der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie der Universität Freiburg. Hauptforschungsbereich ihrer Arbeitsgruppe ist die organisationsbezogene Versorgungsforschung in der Gesundheitsversorgung. Inhaltliche Schwerpunkte dabei: Behandler-Patient Kommunikation/Interaktion, Teamarbeit, organisationales Verhalten, Patientenzentrierung und -sicherheit. |
Projektpartner | ||
Minnt GmbH | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Praxispartner | Branche: IT | Standort (Hauptsitz): Unterföhring |
Aufgabe im Projekt: App-Entwicklung (Sympathiebewertungen sowie Emotionserfassung und -erkennung) sowie Software-Entwicklung zur Optimierung der Personaleinsatzplanung unter Berücksichtigung von Anti-Effezienzlogiken | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: Die Minnt GmbH ist ein Entwickler von Software-Lösungen mit umfassender Erfahrung im Bereich der App-Entwicklung und deren Umgebung. Mit Expertise und Begeisterung für neue Technologien, Design und Usability entstehen Produkte von hoher Qualität. Von der Konzeption und Software-Architektur über UI / UX Design bis hin zur Programmierung und Testing deckt die Minnt GmbH die gesamte Bandbreite an Dienstleistungen im Bereich der Software-Entwicklung ab. | ||
Projektpartner | ||
Deutsche Fachpflege Holding GmbH | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Praxispartner | Branche: Gesundheitsdienstleistungen (Pflege) | Standort (Hauptsitz): München |
Aufgabe im Projekt: Praktische Erprobung im bundesweiten Versorgungsnetz der Deutschen Fachpflege Gruppe | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: Die Deutsche Fachpflege Gruppe ist Markt- und Qualitätsführer in der außerklinischen Intensivpflege in Deutschland. Mit ihren Pflegediensten deckt die Deutsche Fachpflege Gruppe aber sämtliche Versorgungsformen ab und hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle KlientInnen optimal zu versorgen und zu betreuen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Unterstützung der KlientInnen darin, selbstbestimmt zu leben. |