Interaktionsarbeit: Wirkungen und Gestaltung des technologischen Wandels (InWiGe)
Nationale Debatte stärken, internationale Debatte zur Interaktionsarbeit anstoßen |
Das Projekt InWiGe hat eine Doppelrolle: Zum einen geht es der Frage nach, wie sich der Wandel der Arbeit auf Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Beschäftigten bei Interaktionsarbeit auswirkt und wie dieser menschengerecht gestaltet werden kann. Zum anderen ist InWiGe für die Vernetzung der Projektverbünde des Förderschwerpunktes und den Ergebnistransfer zuständig.
Projektüberblick
Förderbekanntmachung: |
Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen | |
Laufzeit: |
01.04.2019 bis 31.03.2023 | |
Schlagworte: |
Arbeitsbedingungen, Kontextualisierung, | |
Anwendungsfelder: |
Fachhandel, Gastronomie, | |
Selbsteinschätzung des Projekts in zentralen Dimensionen:
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Kontakt: |
Dr. Nadja Dörflinger Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Friedrich-Henkel-Weg 1-25, D-44149 Dortmund Tel.: +49 (0) 231 - 90712710 | |
Weblink: |
Projektspezifikation
Projektabstract
InWiGe als das wissenschaftliche Metaprojekt des Förderschwerpunktes verfolgt verschiedene Ziele: eigene wissenschaftliche Leistung, Vernetzung, Gestaltung und Transfer. Im Rahmen der Forschung arbeiten wir an einer eigenen Studie, an explorativen Literaturanalysen sowie Reanalysen quantitativer Daten. Dabei untersucht die eigene induktiv-explorative Studie in exemplarischen Berufsfeldern die Entstehung und Wirkung von Arbeitsbedingungen bei Interaktionsarbeit. Wir nutzen einen Grounded-Theory-Ansatz und verschiedene qualitative Methoden, um auf Basis der empirischen Daten die Entstehung und Wirkung von Arbeitsbedingungen bei Interaktionsarbeit zu theorisieren. Im Kern möchten wir daher eine berufs- und disziplinübergreifende, integrierte Betrachtung von Interaktionsarbeit und deren Arbeitsbedingungen schaffen. Weiterhin zielt InWiGe darauf ab, die Vernetzung relevanter Akteure innerhalb und außerhalb des Förderschwerpunktes zu ermöglichen bzw. zu stärken. Dazu etablieren wir Unterstützungsmechanismen für die Verbundprojekte, wie z. B. Fokusgruppen, Veranstaltungen und eine Online-Austauschplattform, und bauen neben einer Webseite zum Thema Interaktionsarbeit ein Kompetenznetzwerk auf. Diese Formate dienen ebenfalls dem nachhaltigen Transfer der erarbeiteten Ergebnisse im Förderschwerpunkt und werden von Newsletter, Projektatlas, Faktenblättern und weiteren Formaten flankiert. All jenes soll zur menschengerechten Gestaltung von Interaktionsarbeit beitragen.
Verständnis von Interaktionsarbeit
Bislang gibt es weder ein gemeinsames Begriffsverständnis noch eine allgemein akzeptierte Definition von Interaktionsarbeit. Interaktionsarbeit verstehen wir als Prozess im Rahmen von Erwerbsarbeit, in dem Individuen einander wechselseitig wahrnehmen und agieren, um bestimmte Ziele zu erreichen. Der Fokus liegt hier auf dem Beschäftigten und bestimmten Arbeitstätigkeiten: Tätigkeiten, bei denen an und mit Menschen – also interaktiv – gearbeitet wird. Grundsätzlich umfasst der Begriff Interaktionsarbeit für uns sämtliche arbeitsbezogenen sozialen Interaktionen: sowohl mit betriebsexternen als auch -internen Personen; direkte sowie technisch-vermittelte oder -unterstützte Interaktionen sowie zu einem Zeitpunkt oder zeitlich versetzt ablaufende Interaktionen.
Projektziel
Interaktionsarbeit ist in der wissenschaftlichen Debatte eher ein Randphänomen; während es national einige Ansätze und Modelle gibt, spielt das Thema international bislang explizit kaum eine Rolle. Das interdisziplinäre Projekt InWiGe möchte dazu beitragen, dies zu ändern und verfolgt daher das Ziel, auf induktiv-explorative Weise die Arbeitsbedingungen in der Interaktionsarbeit zu erforschen. Dem zugrunde liegt das Verständnis, dass Arbeit in Kontexten verrichtet wird, die diese beeinflussen.
Ausgangslage bzw. Motivation zum Projekt
- „Arbeit“ und „Interaktion“ wurde lange Zeit eher getrennt betrachtet (vgl. Böhle, 2018) und in der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte unzureichend wahrgenommen (Tisch et al., 2020)
- In der nationalen und insbesondere in der internationalen Debatte gibt es in verschiedenen Disziplinen zunehmend wissenschaftliche Arbeiten, die soziale Interaktionen zwischen Beschäftigten und Kunden implizit thematisieren, ohne Interaktionsarbeit explizit in den Vordergrund zu stellen bzw. zu benennen --> fragmentarischer Forschungsstand
- Interaktionsarbeit – im Sinne von Interaktion als Arbeit; Arbeit in Interaktion – ist eine „Leistung eigener Art“ (Dunkel & Weihrich, 2018) und bedarf einer besonderen Analyse und Gestaltung (Böhle, Stöger & Weihrich, 2015)
- Interaktionsarbeit wird von einer Vielzahl Beschäftigter in praktisch allen Berufsfeldern geleistet (DGB-Index, BiBB/BAuA)
- Bislang jedoch zumeist berufsspezifische Untersuchung, z. B. Pflege, Einzelhandel, Lehre; h. Studien befassen sich weniger mit Interaktionsarbeit im Allgemeinen (Tisch et al., 2020)
- Gesellschaftliche Metaentwicklungen wie Digitalisierung, demografischer Wandel, Globalisierung beeinflussen die Arbeitssituation der Beschäftigten und verändern diese.
Forschungsgegenstand
Wir untersuchen die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten, die im Rahmen ihrer Tätigkeit(en) in Organisationen Interaktionsarbeit leisten. Im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen betrachten wir sowohl Ausführungsbedingungen an einem konkreten Arbeitsplatz (z. B. Arbeitszeit, Handlungsspielraum) als auch organisationale Rahmenbedingungen (z. B. Betriebsvereinbarungen). Überdies beziehen wir Kontextfaktoren (z. B. Regulierungsstrukturen, Metaentwicklungen wie Digitalisierung, Liberalisierung etc.) ein. Ziel ist es, die Entstehung und Wirkung der Arbeit bzw. der Arbeitsbedingungen zu analysieren.
Forschungsfragen
- Wie entstehen Arbeitsbedingungen bei der Interaktionsarbeit bzw. was beeinflusst Arbeitsbedingungen bei der Interaktionsarbeit?
- Wie wirken sich die Besonderheiten der Interaktionsarbeit auf die Beschäftigten und deren Gesundheit aus? Wie gehen diese damit um?
- Wie kann Interaktionsarbeit menschengerecht gestaltet werden (auch im Hinblick auf den digitalen Wandel)?
Forschungsdesign und -methodik
- Induktiv-explorative Studie, querschnittliches Design (Grounded-Theory Ansatz; Kombination verschiedener qualitativer Methoden (insbesondere Interviews und Beobachtungen))
- Explorative Literaturstudie
- Reanalysen bestehender Datensätze
Projektkonsortium
Projektkoordinator | ||
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Wissenschaftspartner | Branche: Wissenschaft | Standort (Hauptsitz): Dortmund |
Aufgabe im Projekt: Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen für Interaktionsarbeit und deren digitaler Unterstützung, Monitoring und Vernetzung der Verbundprojekte; Ergebnistransfer über Kooperationsnetzwerke | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Sie hat ihren Sitz in Dortmund, Standorte in Berlin und Dresden sowie eine Außenstelle in Chemnitz. Als Ressortforschungseinrichtung ist sie zuständig für alle Fragen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und der menschengerechten Gestaltung der Arbeit. | ||
Projektpartner | ||
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) gGmbH | ||
Wissenschafts- oder Praxispartner: Wissenschaftspartner | Branche: Wissenschaft | Standort (Hauptsitz): Stadtbergen |
Aufgabe im Projekt: Qualitative und quantitative Sekundäranalysen sowie Primärerhebungen, Begleitung und Synthese der Arbeiten der Verbünde | ||
Kurzbeschreibung zum Partner: INIFES ist ein interdisziplinär arbeitendes Forschungsinstitut und wurde 1975 gegründet. Ausgangspunkt war das Anliegen, empirische Forschung nah am praktischen Bedarf des politischen oder betrieblichen Alltags zu betreiben. Gegenstand der Arbeit des Instituts ist daher die Durchführung von Forschungsprojekten und die Erstellung von Gutachten sowie die Begleitung betrieblicher, gesundheitsökonomischer, sozialpolitischer oder arbeitsmarktbezogener Gestaltungsvorhaben. |